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Schüler-Lehrer-Feedback
Sinnvoll oder nur Pflicht?

Feedback von Schüler*innen einzuholen ist m.E. eine sinnvolle Möglichkeit als Lehrer zu lernen. Ich habe mich häufig gefragt, warum das Feedback einholen so stressbehaftet ist. Nach Gesprächen mit Kolleg*innen hat sich gezeigt, dass viele das Feedback nur einholen, weil es Pflicht ist. Einige haben mir auch erzählt, dass sie nach einem Feedback so erschöpft sind, dass sie erstmal eine Auszeit brauchen. Feedback einholen bedeutet häufig eine Bewertung der Person des Lehrers. Ich habe mich gefragt, wie mich eine Bewertung meiner Person unterstützen kann um zu lernen.

Marshall Rosenberg hat sich mit Feedback beschäftigt und unterscheidet zwischen einem Bewertenden (herkömmlichen) und einem Wertschätzenden Feedback. Im Übrigen handelt es sich nur dann um Feedback, wenn es erbeten ist und zum Lernen beiträgt. Was genau bedeutet das? Bewertendes Feedback ist uns allen bekannt. Drei positive Dinge und dann gehts los ... Das war gut, das war wirklich toll und das war auch soweit gut. Wenn ich an das Plakat denke, dann war das echt schlecht. Der Vortrag war gehetzt vorgetragen, ohne zu Atmen durchgeredet, usw. dann kommen vielleicht noch Ratschläge es zu verbessern. Meine Erfahrung zeigt, dass immer mehr Menschen mit dieser Art von Feedback nicht umgehen können. Sie ziehen sich vielleicht zurück und es fällt ihnen schwer zu reagieren. Ihr Körper reagiert vielleicht mit Erschöpfung. 

Wertschätzendes Feedback
Ein ehemaliger Schüler hat mein Wertschätzendes Feedback als Interaktives Feedback bezeichnet. Die Schüler*innen haben angefangen sich mit sich auseinanderzusetzen. Ich habe mich dafür interessiert, wie es ihnen während des Unterrichts gegangen ist, was genau dazu beigetragen hat, dass sie sich gelangweilt haben oder dass sie die Aufgaben nicht bearbeiten konnten. Was genau hat dazu beigetragen, dass sie die Aufgaben bearbeiten konnten oder dass sie sogar Spaß im Unterricht hatten.

Wertschätzung heißt für mich, dass ich als Feedback-Nehmer höre, wie es meinem Zuhörer ging, als er mir zugehört hat und welche Bedürfnisse sich erfüllt oder auch nicht erfüllt haben. Es geht darum, dass sich der Zuhörer beobachtet und seine Gefühle und Bedürfnisse wahrnimmt. Ist sein Bedürfnis nach Struktur nicht erfüllt, dann langweilt er sich vielleicht? Der Feedback-Geber spricht von sich und das führt dazu, dass das Feedback gut gehört werden kann. Es ist kein Vorwurf, mit dem der Feedback-Nehmer vielleicht nicht umgehen kann. Jetzt hat der Feedback-Nehmer die Möglichkeit zu entscheiden, was er damit macht. Es ist seine persönliche Entscheidung!

Nach meinen eigenen Erfahrungen mit Feedback habe ich mich entschieden, ein Wertschätzendes Feedback zu entwickeln. Bewertendes Feedback (Lob, Tadel, Komplimente) kann dazu führen, dass der Feedback-Nehmer irritiert ist. Er will aus dem Feedback lernen! Nur, was sagt ein „Das war gut“ oder „Das war schlecht“ aus? Gut gemeinte Ratschläge, die nichts anderes als Erwartungen sind, machen es nicht besser.
Ein Feedback wird nur gegeben, wenn es erbeten ist. Der Feedback-Nehmer entscheidet, welche Aussagen stimmig sind und welche nicht. Welche Auswirkungen ein Bewertendes Feedback haben kann, hat mir eine Schülerin gezeigt. Nach dem Feedback zu ihrer Präsentation, rief sie laut: „Das war aber nicht GFK!“. Dahinter steckte eine tiefe Verletzung!

Was verstehe ich unter Wertschätzendem Feedback?
Feedback wird erbeten und ist freiwillig! Ich bewerte nicht den Menschen, vielmehr schaue ich, welche Gefühle bei mir z.B. während der Präsentation lebendig waren. Wir unterscheiden in der GFK (Gewaltfreie Kommunikation nach M. Rosenberg) Gefühle, die auftreten, wenn Bedürfnisse erfüllt sind und Gefühle, die auftreten, wenn Bedürfnisse nicht erfüllt sind.

Ich teile mit dem Menschen, ob ich unzufrieden oder zufrieden war und forsche, welche Bedürfnisse z.B. beim Zuhören einer Präsentation bei mir erfüllt wurden und welche nicht. Anschließend hat der Feedback-Nehmer die Wahl etwas zu verändern, so dass die Chance besteht dieses Bedürfnis bei mir zu erfüllen. Der Empfänger des Feedback darf sich auch entscheiden, nichts zu verändern! Wir Menschen sind nicht auf der Welt, um die Bedürfnisse anderer zu erfüllen! (Auch wenn wir das häufig gelernt haben, um geliebt zu werden!) Gleichzeitig kann es sein, dass der Feedback-Nehmer dazu beigetragen hat, dieses spezielle Bedürfnis bei einem anderen Menschen zu erfüllen.

Ein Wertschätzendes Feedback lässt den Feedback-Nehmer so sein, wie er ist. Der Feedback-Nehmer ist nicht dafür verantwortlich, wie es dem anderen Menschen geht, weil dieses Bedürfnis nicht erfüllt ist. Die Erlaubnis, Feedback zu geben, ist ein Geschenk! Feedback zu geben ist ein Geschenk! Als Feedback-Geber darf ich dazu beitragen, Bedürfnisse nach z.B. Entwicklung und Lernen des Feedback-Nehmers zu erfüllen! Trage ich dazu bei, dass Du begeistert und zufrieden bist, dass Du Spaß hattest, dass Du Lernen durftest, dann ist das mein Geschenk an Dich!

"... Ich habe noch nie ein dummes Kind gesehen;
ich habe schon mal ein Kind gesehen, das hin und wieder etwas
gemacht hat, was ich nicht verstand,
oder etwas anders gemacht hat, als ich geplant hatte;
ich habe schon mal ein Kind gesehen, das nicht
dieselben Orte kannte wie ich,
aber das war kein dummes Kind.
Bevor du sagst, es wäre dumm,
denk mal nach, war es ein dummes Kind, oder
hat es einfach nur andere Sachen gekannt als du? ...."
- Auszug aus einem Song von Ruth Bebermeyer

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